Steuerungsgruppe Runder Tisch für Flüchtlinge in Friedberg am 26012023
Teilnehmer*innen: Uschi, Beate, Sabine, Carl, Hr. Rack, Tine, Vadim, Manuel, Johannes (Protokoll)
Berichte über die Situation in Friedberg
Im letzten Jahr hat der Wetteraukreis knapp 5000 Flüchtlinge aufgenommen, Ukrainer*innen eingeschlossen. Im 1. Quartal 23 sollen es 788 Flüchtlinge werden. Das sind zwar etwas weniger, aber immer noch eine große Herausforderung. Besonders betroffen sind Friedberg und Büdingen mit den Kasernen und Erstaufnahmeeinrichtungen. Auf dem Friedberger Kasernengelände werden vom Wetteraukreis weitere Gebäude zur Aufnahme hergerichtet. In Friedberg wird von vielen registriert, dass sich das öffentliche Bild schon stark verändert hat. Carl berichtet, dass vor allem die Unterbringung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge Probleme macht. Es handelt sich meist um Waisenkinder, für die die Verantwortung, auch für Unterbringung und Betreuung, beim Jugendamt liegt Gleichzeitig schrumpft die Akzeptanz in der Bevölkerung, wie man in verschiedenen Kommunen sehen kann, in denen sich Protest regt. Dieser wird nach Ansicht vieler Teilnehmer*innen an der Steuerungsgruppe durch intransparentes Vorgehen der Kreisspitze und mangelnden persönlichen Einsatz vor Ort weiter gefördert. Daher wird die Idee einer Flüchtlingskonferenz wie im Jahre 2015 von allen befürwortet.
Die Containeranlage in Dorheim
Herr Rack berichtete: Es gab eine von der Kreisspitze Anfang Dezember anberaumte Besichtigung der Wohncontaineranlage für Eingeladene. Er war als Ortsvorsteher eingeladen. Die Kreisspitze war zuvor zur Teilnahme an der Ortsbeiratssitzung am 3.11. gebeten worden, um der Ortsbevölkerung das Vorhaben der Flüchtlingsunterbringung am Recyclinghof zu erläutern. Da sei aber niemand vom Kreis erschienen, was Kopfschütteln bei den Anwesenden aus Ortsbeirat und Einwohnerschaft auslöste. Hier wurde eine Chance verpasst, die Bevölkerung „mitzunehmen“. Es gebe bisher keine Informationen, wann und wie eine Belegung stattfinden soll und es sei bisher auch noch keine erfolgt. Das könne aber jederzeit beginnen. Momentan würden noch Parkplätze (laut Stellplatzsatzung der Stadt Friedberg) hergerichtet. Er habe Kontakt zu Frau Mourek aufgenommen und betont, dass ein Betreuungsschlüssel von 1:100 für die Sozialarbeit in einer so isolierten Lage viel zu gering sei. Räumlichkeiten für Gruppenaktivitäten gebe es keine und bei Feueralarm (der in Unterkünften häufig vorkomme), sei die freiwillige Feuerwehr in Dorheim überfordert. Bisher gebe es keine Ansätze für weiteres Ehrenamt in Dorheim. Was auch an mangelnden Informationen aus dem Wetteraukreis liege. Ehrenamt könne sich nur entfalten, wenn es konkrete Hinweise gebe, wo „Not am Menschen“ sei. 2015 habe es viel Hilfsbereitschaft gegeben. Uschi wies darauf hin, wie wichtig auch der Kontakt zu den Sozialarbeiter*innen sei, die genau wüssten, wo Lücken und Hilfsbedarf vorhanden seien. Es bestand Unklarheit darüber, ob die sozialarbeiterische Betreuung nach bisherigem Schlüssel in einer solch abgelegenen Unterkunft ohne soziale Anbindung ausreichend wäre. Weiter gab es die Frage, ob die Bewohner*innen an dieser Adresse angemeldet werden und etwaige Kinder bei den entsprechenden Schulen und in der Kita. Die Frage nach Security sei ebenfalls nicht klar beantwortet. Da stellt Carl fest, dass ca. 4,5 Mio Euro für die Security im Haushalt des Wetteraukreises eingesetzt seien. Der Kreisausschuss sehe die Anlage auch nur als kurzfristige Entlastung bei der Unterbringung an. Man wolle versuchen, die Flüchtlinge möglichst schnell anderweitig unterzubringen. Einen Zeitpunkt könne er aber auch nicht nennen. Danach solle die gut hergerichtete Anlage für eine Behörde des WK genutzt werden. Herr Rack stellt noch fest, falls Familien mit Kindern einziehen würden, seien Schule und Kita darauf nicht vorbereitet. Auch der Arzt könne nicht auf einmal eine große Anzahl neuer Patienten aufnehmen.
Fazit ist: die Informationspolitik des Wetteraukreises muss sich erheblich verbessern. Das soll die Steuerungsgruppe vom Wetteraukreis fordern. Seit 2015 hat man Erfahrungen mit der Flüchtlingsunterbringung sammeln können. Der Eindruck verfestigt sich aber, dass die Verwaltungsstrukturen bisher immer noch den Erfordernissen nicht angepasst worden sind. Johannes sagt, der WK wisse selbst nicht, welche Personen er konkret zugewiesen bekomme und mit welchen besonderen Problemen von Menschen er sich befassen müsse. Auch das müsse sich ändern.
Berichte über die Arbeitsgruppen des Runden Tisches:
Sprachkurse: Beate und Sabine berichten. Es gibt bei den Deutschkursen eine feste A1/1 Gruppe, eine feste A1/2 Gruppe und die kleinere B1 bzw. B2 Gruppe. Dazu kommt die Auffanggruppe A1/1 mit Alphabetisierung. Da sich jetzt 9 Interessent*innen für die Alphabetisierung angemeldet haben, werden wir versuchen, mittwochs eine 5. Gruppe für sie zu realisieren. Ein Kurs mit Kinderbetreuung sei völlig überlastet. Letztens seien 17 Kinder da gewesen, für die 2 Betreuerinnen vorhanden wären, darunter viele Kleinkinder. Wegen dieser Überforderung könne man keine weiteren Teilnehmerinnen mehr aufnehmen, jedenfalls nicht mit Kindern. Unter den Teilnehmerinnen seien jetzt auch viele Frauen, die schon länger hier lebten und bisher wegen ihrer Kinder keinen Sprachkurs hätten besuchen können. Immerhin hätten einige von denen, die regelmäßig die Kurse besucht hätten, schon gut Deutsch gelernt.
Problem sei auch, dass die professionellen Kurse von VHS, FAB, IB und Lernpoint lange Wartelisten bis Ende des Jahres hätten und viele die Zeit überbrücken wollten. Hier müsse nachgesteuert werden. Johannes sagte, er wolle dieses Thema mit auf die nächste Sitzung der Steuerungsgruppe Migration nehmen.
In Bauernheim hat sich jetzt ebenfalls eine Initiative für eine Kindergruppe getroffen, aus der Not geboren, weil die Grundschule keine Lehrer für eine Intensivklasse habe. Das berichtete Beate. Die Kindergruppe „Spielen und Sprechen“ werde im Bürgerhaus angeboten. Dazu habe man Kontakt zur Stadthallenverwaltung aufgenommen, die auch für das Bürgerhaus zuständig ist. Problem sei momentan, dass man keinen Schlüssel habe und fraglich ist, ob sich die Verwaltung auf eine regelmäßige Nutzung einlassen wolle. Beate hofft, das regeln zu können. Neben dieser Gruppe besteht seit längerem eine Hausaufgabenbetreuung für ukrainische Grundschulkinder in Uschis Privaträumen.
Fahrradgruppe: Vadim ist erstmalig bei der Steuerungsgruppe und berichtet, dass die Fahrradgruppe jetzt in der Garage der Mainzer Tor Anlage 11 untergekommen sei. Es sei sehr viel Nachfrage bei jedem Wetter montags ab 18:30 Uhr. Die Arbeitsbedingungen seien zwar sehr beengt, aber sehr viel besser als auf der Kinderfarm Jimbala. Es würden auf jeden Fall weitere Fahrräder gebraucht. Man habe sich Gedanken gemacht und wolle bei den Flüchtlingsunterkünften nachfragen, ob dort nicht-mehr-benötigte Fahrräder geholt werden könnten. Johannes sagt, er würde beim Gebäudemanagement des WK nachfragen, ob die Hausmeister daraufhin angesprochen werden könnten. Auch ein Pressebricht über die Arbeit sei gut, um das Angebot nochmal öffentlich in Erinnerung zu rufen und weitere Spenden anzustoßen und solle in Angriff genommen werden, wenn es wieder etwas heller ist abends, damit man auch ein gutes Bild machen könne. Er würde sich darum kümmern.
Gruppe in der Erstaufnahme: Manuel berichtet, dass von den anfänglich ca. 15 Interessierten an der Unterstützung von Flüchtlingen in der Kaserne nur 5 übrig geblieben seien. Das hänge wohl auch mit den bürokratischen Hürden für einen Zugang zur Kaserne zusammen. Beate ergänzt, es seien ursprünglich auch einige dabei gewesen, die in Friedberg bereits voll eingespannt seien (wie sie selbst und Carl). Sehr gut würde das Angebot von Kreisspielen von Kindern angenommen, von denen etwa 25 sehr erfreut angerannt kämen, wenn sie einmal wöchentlich mittwochs da sind. Auch an Schach gebe es Interesse. Und eine Gruppe habe mit zwei Autos auch schon mal Erwachsene für Badminton auf ein Vereinsgelände abgeholt. Das habe bisher nicht verstetigt werde können, da sehr aufwändig. Auch sei die Frage, ob es Aufgabe der Ehrenamtlichen sein müsse, sich um die Spenden von Koffern und Kinderwagen zu kümmern. Dieses Projekt war ja in der Presse angekündigt und er werde häufig deswegen kontaktiert, obwohl die Sache eigentlich mit dem Abgabetermin samstags am Empfang der HEAE geregelt sei. Auch hier wurde der Vorschlag gemacht, für einen Bericht über das Angebot an die Kinder die Presse einzuladen. Damit könne eventuell auch neue ehrenamtliche Unterstützer*innen gewonnen werden. Auch wäre für das Schachangebot ein Kontakt zum örtlichen Schachclub zu überlegen.
Ideen für ein Internationales Café: Der Zugang zur Remise war für Menschen von außerhalb schwer zu finden. Daher sein ein Neuanfang im neuen Kreativhaus auf der Kaiserstraße eventuell vielversprechender. Auf jeden Fall wäre es einen Versuch wert, das sind sich die bisherigen Mitarbeiter im Interkulturellen Treff einig. Vielleicht sei auch der Name zu unklar gewesen. Ausfüllhilfe sollte dann auch vom Cafébetrieb abgekoppelt werden. Der Cafébetrieb könne einmal die Woche angeboten werden, auf niedriger Stufe, damit die Hygienebedingungen nicht zu umfangreich hochgeschraubt würden. Johannes will mit David Neben (vor der Diakonie zuständig für die Räumlichkeiten) darüber sprechen.
Neuer Termin: Dafür haben wir den 4. April um 19 Uhr wieder in der Remise ausgemacht.
Protokoll. Johannes Hartmann